Sommeruniversität forever?

Kann das gutgehen: Studierende nach Semesterende mitten im Sommer für eine arbeitsintensive Woche zu einem Experiment in der Lehre motivieren zu wollen? Es kann - sogar über Erwarten gut!

An die 140 Lehr- und Lernwillige trafen sich vom 15. bis 19. Juli 1996 zur ersten Tübinger Sommeruniversität mit dem Titel: 'Frau und Stadt: Kulturelle Räume und Geschlechterdifferenzen in der Moderne'. Daß der interdisziplinäre Dialog zwischen acht Seminaren aus drei Fakultäten nicht im babylonischen Sprachgewirr endete, dafür sorgte der ausgeklügelte Vernetzungsplan der Initiatorinnen aus den Frauenkommissionen. Im täglichen Austausch, z. B. durch Plenumsvorträge, wurden die Fächergrenzen zwischen Germanistik, Anglistik, Kunstgeschichte, Erziehungs-, Sport- und Empirischer Kulturwissenschaft sowie Rhetorik ansatzweise überwunden.

Das gelungene Experiment legt eine Fortsetzung nahe. Die Germanistin Dr. Susanne Komfort-Hein, Mitinitiatorin der Sommeruniversität, sieht das Projekt "als Anregung, vorhandene Kapazitäten des Universitätsbetriebs intensiver zu nutzen" , eine notwendige "Antwort auf die Krisendebatte der Hochschulen" . Die Beteiligten erlebten einen Lernschub, und das nicht nur in fachlicher Hinsicht: "Die Vernetzung verschiedener Themenschwerpunkte und die Begegnung mit unterschiedlichen Praktiken einzelner Disziplinen ermöglicht letztendlich eine frühzeitige Erfahrung im Umgang mit komplexen Problemstellungen".

Die feste Etablierung des "Modells Sommeruniversität" als fortschrittlichen Beitrag zu Studium und Lehre hält nicht nur Komfort-Hein daher für sinnvoll. Eine Arbeitsgruppe aus verschiedenen Fakultäten hat schon das nächste Projekt ins Auge gefaßt. 'Resonanzen des Feminismus in den Disziplinen' lautet ein erster Themenvorschlag der Erziehungswissenschaftlerin Dr. Susanne Maurer: "Damit würde die interdisziplinäre Geschichte feministischer Kritik und Theoriebildung selbst zum Gegenstand der interdiziplinären wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Für die Studierenden bestünde dabei die Chance, sich systematisch Wissen zu 'gender studies' zu erarbeiten, die ja erst allmählich Eingang in den 'Kanon' deutscher Universitäten finden."

-js-

Die Dokumentation der ersten Sommeruniversität ist ab dem Wintersemester 1996/97 erhältlich bei

Dr. Susanne Komfort-Hein
Deutsches Seminar
Wilhelmstr. 50
72074 Tübingen.

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